Don Socke ist angekommen
Loncopue, Argentinien, Januar 2025
Im letzten Jahr konnte ich Socke nicht mitnehmen. Durch ein Problem mit dem Huf hatte er Schmerzen und ich habe ihn auf der Estancia zurückgelassen. Ich fürchtete, er sei sehr traurig darüber. Doch das war ja nicht - er hat eine Freundin gefunden, eine junge, ganz zierliche Stute. Als ich zurück kam dann nach drei Monaten waren die beiden innig verbunden und es war so schön zu sehen.
Jetzt, 9 Monate später, habe ich Socke geholt von der ferneren Weide hierher zur Estancia. Im Nachbar-Paddock war diese zarte Stute. Don Socke hat es sofort gewittert und es war so so so berührend wie sich die beiden wiedererkannt haben und wie wie die Zuneigung vom letzten Jahr sofort da war.
Ich bin überzeugt, dass sich Pferde auch verlieben können, ganz tiefe Gefühle zueinander haben. Natürlich können sie auch klar kommen mit anderen, wie wie wir Menschen auch. Doch es gibt diese eine - vielleicht auch mehrere, weiß ich nicht - so tiefe Verbindung, die überdauert alles. Die stark ist und nicht verblasst. Auch nicht, wenn Zeit und Raum dazwischen stehen. Das ist wahrhaftige Verbindung auf einer anderen Ebene, da wo die Spirits unterwegs sind. Auf dieser Ebene ohne Raum und Zeit. Wenn eine solche Begegnung in unserem irdischen Raum geschehen darf, dann, ja dann wird es ganz ganz intensiv. Das erlebe ich hier gerade mit Don Socke und der kleinen Stute.
Ja und auch das beeinflusst meine Entscheidung, Socke mitzunehmen dieses Jahr. Oder endgültig zu sagen:
du darfst jetzt in den Ruhestand, du darfst jetzt dich ausruhen, du darfst jetzt auch diese drei Monate, wenn ich hier bin, einfach Pferd sein, ohne Aufgaben ohne ein Muss.
Diese Entscheidung fällt mir schwer. Meinem Verstand fällt es schwer, meinen Herz hat schon eine Entscheidung getroffen. Schwer ist es, weil es ein Abschied von zehn Jahren des gemeinsamen Unterwegsseins ist. Zehn Jahre, die ich mit Socke durch die Anden gepilgert bin, zehn Jahre in denen ich unheimlich viel lernen konnte, in den wir, jeder für sich und wir zusammen über uns hinausgewachsen sind. Diese diese Zeit hat uns sehr verbunden, zusammengeschweißt. Das ist einerseits dieser Abschied, der gelebt werden will und andereseits ist das das Neue, das Unbekannte, das ruft.
Wie wird es sein mit Rango, meinem neuen Pferd? Er ist so groß. Eigentlich habe ich ihn gekauft für einen großen Menschen, der mich begleiten wollte. Doch manchmal sind Worte eben nur Worte. Das Leben hat andere Pläne. Und nun ist Rango bei mir und ist mir eigentlich ein Stück zu groß zu für mich. Ich werde unterwegs nicht nicht ohne Aufstiegshilfe auf hochkommen.
Und ja, er ist fünf und auch noch ziemlich unerfahren in den Bergen. Es ist der Beginn einer neuen Heldenreise. Ein neues was-wird-kommen, eine neue Ungewissheit. Jede Heldenreise hat diese beiden Aspekte.
Das Neue kann nur kommen, wenn das Alte geht.
Das neue Leben kostet das alte. Es ist ein Schritt, der mit allem Respekt und aller Würde gegangen werden darf. Ich gebe mir Zeit für diesen Schritt. Manchmal kommt eine Klarheit über Nacht, mit einem Traum, mit mit einer tiefen Gewissheit aus dem Herzen.
Ich habe die Gewissheit, dass Don Socke, wenn er hier bleibt, glücklich sein wird. Er ist angekommen, weil er die Liebe gefunden hat. Die stärkste Kraft im Universum. Das gibt mir eine Beruhigung und das gibt mir ein gutes Gefühl. Wir sind einen langen Weg gemeinsam gegangen. Jetzt hat er eine tiefe Verbindung gefunden, die eine größere Anziehung hat, als ein Einer mit Hafer.
Die Worte meiner Freundin Ulrike haben mich heute zu Tränen gerührt: er ist jetzt der Platzhalter für die Liebe. Er ist angekommen.
So breche ich in das neue Jahr mit einer neuen Herausforderung auf. Eine neue Heldenreise hat begonnen und ich spüre das innere Kribbeln den neuen Rufs. Was erwartet mich?
Wie sieht es bei dir aus? Wie startest du in das neue Jahr - ist es gewohnt oder gibt es Neues auf deiner Reise? Ich freue mich auf deine Antwort und deinen Kommentar.
Ciao, Solveig
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